Betonungsregeln für wissenschaftliche Pilznamen

Viele Mykologen haben Schwierigkeiten mit der richtigen Betonung lateinischer Artnamen. Manchen ist das gleichgüItig, anderen nicht. Für letztere will dieses Skript eine Hilfestellung sein. Die Irritation hat sprachhistorische und sprachsystematische Gründe. Während im Deutschen das Erbe der „germanischen Erstsil benbetonung“ fortdauert, betont das Lateinische je nach Vokallängen und dabei eher die letzten Wortsil ben — der Akzent „wandert“ geradezu durch die Wörter (Röma — Romanus — Romanörum — Ro- manorümque). Es kommt daher gelegentlich zu völlig anderen BetonungsverhäItnissen. Ein bekanntes Beispiel ist der Pflanzenname „Erika/Erica“, der als deutsches Wort natürlich auf der Erstsilbe betont ist (Erika), als lateinischer Artname aber korrekterweise die Betonung auf der vorletzten Silbe fordert, weil der Vokal dieser Silbe lang ist: Erica (von lat. erice, -es «gr. ?pci\q ,Heide(kraut)‘). Würzburger haben die- sen „cultural clash“ übrigens stets vor Augen: Die Wallfahrtskirche auf dem Berg gegenüber der Festung hei St bei ihnen mit brav fränkisch-germanischer Erstsilbenbetonung Käppele — im Lateinischen aber capélla (wie im hochdeutschen Wort I¢apéIIe), hier aber nicht wegen der Länge des Vokals, sondern we- gen der geschlossenen Tonsilbe. Womit wir schon mitten drin sind im Thema.

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